26.07.2024
Das Leben geht weiter: Fünf Tipps für den Umgang mit Trauer
Poetisch betrachtet, ist der Verlust geliebter Menschen wie ein Felsbrocken auf der Brust. Allmählich und mit großer Kraft reibt sich dieser in den Wettern des Lebens immer weiter ab. Mit den folgenden fünf Tipps ist er eines Tages nur noch ein tragbarer Stein in der Hand.
Tipp Eins: Emotionale Überforderung annehmen
Nichts ist im Augenblick der Trauer so unangemessen wie das Wahren eines stolzen und unantastbaren inneren »Gesichts.« Verzweiflung soll ausgedrückt werden. Wer dies vor anderen Menschen nicht tun kann, führt vielleicht ein Tagebuch. In diesem sind schriftliche Unterhaltungen mit der verlorenen Person ohne fremde Blicke oder Meinungen möglich. An Tagen, an denen die Worte nicht ausreichen, können selbst gemalte Bilder die momentanen Gefühle darstellen.
Tipp Zwei: In Begleitung trauern
Bestattungsunternehmen begleiten Trauernde mit Behördengängen und Terminabsprachen, Organisation der Abschiedsfeier und weiteren pragmatischen Details. Ein kleines Netzwerk hat die Trauerbegleitung in Köln über solche Zwecke hinaus aufgebaut. Diese Netzwerkpartner bleiben bei den Trauernden auch als Zuhörer vor Ort. Sie begleiten alleinstehende Hinterbliebene zum Abschied in Kirche und Friedhof. Auch später bleiben sie als Alltagsbegleiter oder persönliche Betreuer verfügbar.
Tipp Drei: Bewegung gegen Verzweiflung
Verlust fühlt sich zunächst wie eine hilflose Starre an. Das beste Gegenmittel ist Bewegung. Spaziergänge erlauben ungesehene Tränen, Selbstgespräche und tausend Gedanken. Die Füße übernehmen einen Weg, der zur Zeit der Trauer im Kopf gerade unmöglich erscheint. Automatisch entwickelt sich in Bewegung ein Gedankengemisch aus Erinnerung und Ratsuche. Krisenerinnerungen tauchen plötzlich auf, die einst gemeinsam oder allein überwunden wurden. Eine Lebenswende ergibt sich möglicherweise, die schon einmal zu besseren Zeiten geführt hat. Oder der Kopf bleibt leer. Trotzdem ist jeder Spaziergang ein Ausweg aus der Starre.
Tipp Vier: Neue Gedankenwege initiieren
»Was wäre, wenn ...« ist eine Möglichkeit, ganz langsam den Blick wieder in die Zukunft zu richten. Gerne dürfen dafür Wünsche und Vorstellungen aus der Kindheit neu beleuchtet werden. Gut eignet sich eine Bucket List dazu, eine Rangliste für solche neuen Ideen zu führen. Durch neue Gedanken wird der Verlust nicht ungeschehen. Aber das Trauerempfinden fügt sich allmählich wieder in mutige Vorstellungen des künftigen Alltags ein. Ideal ist es, wenn Betroffene über solche kleinen Gedankenlichter mit anderen Menschen des gleichen Schicksals reden können.
Tipp Fünf: Dankbarkeit im Jetzt suchen und finden
Auch, wenn der beschriebene Felsbrocken erst allmählich zum Stein in der Hand wird, gibt es an jedem Tag Grund zur Dankbarkeit. Sich gesund fühlen, ein Dach über dem Kopf haben oder in Kontakt mit jüngeren Angehörigen sein sind Gründe dafür. Auch spontane Begegnungen bei Spaziergängen oder Arztbesuchen erfreuen die Seele und lenken sie vom trüben Zustand der Traurigkeit weg. Zur Dankbarkeit im Jetzt gehört auch die Freude darüber, mit der verlorenen Person eine so lange Zeit in Verwandtschaft oder Ehe verbracht haben zu dürfen.
Fazit:
Der Verlust von Angehörigen oder Freunden durch Wegzug oder einen Sterbefall berührt jeden Menschen emotional mit starker Wucht. Durch verschiedene Strategien wird die erste Phase der Trauer leichter. In Begleitung anderer Personen aus dem Umfeld oder von Hilfsnetzwerken gelingt es bald, die menschliche Lücke mit neuem Lebensmut und der Akzeptanz des Verlustes zu füllen.
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