29.10.2021
Behandlung von Schmerzen mittels Strom
Man mag es kaum glauben, doch schon vor etwa 4500 Jahren sollen Ägypter zum Zwecke der Schmerzlinderung Strom eingesetzt haben. Hierfür legten sie kleine Fische auf die betroffenen Körperstellen. Diese Fische gaben dann kleine Stromstöße ab.
Heute kommen selbstverständlich keine Fische mehr zum Einsatz, sondern sogenannte Schmerztherapiegeräte. Diese sind mit Elektroden für die Transkutane Elektrische Nervenstimulation, kurz TENS genannt, ausgestattet.
Als Begründer der TENS gelten die beiden Schmerzforscher Professor Patrick Wall und Ronald Melzack. Sie entwarfen in den 60er-Jahren ein vollkommen neuartiges Konzept der Schmerzwahrnehmung, nämlich die sogenannte Kontrollschrankentheorie. Diese Kontrollschrankentheorie besagt, dass ein Schmerzreiz auf seinem Weg zum Gehirn im Rückenmark auf eine weitere Nervenzelle umgeschaltet wird. Die vom Gehirn absteigenden Nervenbahnen sowie reize aus der Peripherie sind dabei in der Lage, den Schmerzreiz zu blockieren.
Basierend auf dieser Theorie entwickelten die beiden Forscher das TENS-Verfahren, mit dessen Hilfe Reize in der Peripherie ausgelöst werden.
Kann bei zahlreichen Schmerzsymptomen angewendet werden
Heute kommt TENS oftmals als begleitende Therapie zum Einsatz. Die Einsatzpalette ist breit. So wird TENS beispielsweise bei Sportverletzungen und diversen Gelenkbeschwerden zum Einsatz gebracht. Auch bei Nervenschmerzen, Kopfschmerzen, Migräne, Gürtelrose oder Diabetes kann eine Therapie mit Reizstrom zum Einsatz kommen.
In welchen Fällen sollte auf eine Behandlung mit TENS verzichtet werden?
Bei Menschen, die unter Epilepsie oder unter akuten Entzündungen von Organen oder Gelenken leiden, sollte auf eine Therapie mit Reizstrom verzichtet werden. Auch wenn eine Schwangerschaft oder eine psychische Erkrankung vorliegt, ist eine Therapie mit Reizstrom kontraindiziert.
Wie wirkt TENS?
Mittels Hautelektroden werden die Stromimpulse vom Gerät auf den Körper übertragen. Durch die Stromimpulse werden die im Gewebe liegenden Nerven gereizt. Die Nerven schicken sodann elektrische Signale ins Rückenmark, wo sich dann die TENS-Wirkung entfaltet. Die Stimulation der Nerven erfolgt mit hohen Frequenzen. Dadurch wird die Signalweiterleitung ins Gehirn unterbrochen, was Auswirkungen auf die Schmerzwahrnehmung hat. Was im Klartext bedeutet, dass der Schmerz gar nicht oder nur vermindert wahrgenommen wird.
Wie läuft eine Behandlung ab?
Die modernen Geräte sind meist so groß wie ein Smartphone oder sogar noch etwas kleiner. Sie werden mit selbstklebenden Elektroden mit der Haut verbunden. Meist handelt es sich hierbei um zwei oder vier Elektroden. Die Positionierung der Elektroden ist abhängig von der Verortung der Schmerzen und wie diese ausstrahlen. Weitere Punkte, die berücksichtigt werden, sind die Lage von Akupunktur- und Schmerzpunkten sowie der Verlauf der Nervenbahnen.
Eine Behandlung dauert meist zwischen 20 und 50 Minuten, wobei mehrere Behandlungen pro Tag durchaus möglich sind. Dauer und Anzahl der Behandlung hängt davon ab, wie lange der Effekt anhält und wie gut die jeweilige Person auf die Behandlung reagiert.